Die Medien, das Internet und die Fotografie

17 04 2009

Durch meine Arbeit treffe ich zuweilen mit Bildredakteuren traditioneller Medien und mit Editoren von etablierten Fotoagenturen zusammen, die nicht selten eine gewisse Unsicherheit signalisieren, was den Umgang mit Fotos im Allgemeinen und mit Fotorechten und Fotohonoraren im Besonderen angeht. Wie so oft ist das Internet schnell, und insbesondere was Fotorechte angeht vielleicht auch zu schnell.

In traditionsreichen Stockfotoagenturen, in denen nach wie vor nach MFM honoriert wird, ist man erstaunt und auch entsetzt über die freiwillige Entwertung hervorragender Fotos diverser Semiprofis bei Billigstagenturen, bei denen Honorare  inzwischen im Centbereich stattfinden. 

Bildredakteure sind verunsichert, ob sie Videos wie zum Beispiel von Keith Loutit unter Namensnennung einfach in ihrem redaktionellen Angebot mit einbinden dürfen, oder ob Sie den Fotografen wie gewohnt kontaktieren und honorieren sollten.

Auch über die Nutzung von Amateurfotos scheiden sich die Geister: Soll ein gutes Foto – unabhängig von Aktualität – weniger honoriert werden wenn es von einem Hobbyfotografen kommt, als ein Foto von einem Bildjournalisten oder Fotokünstler? 

Mich würden Eure Standpunkte dazu interessieren, und auch Eure Lösungsvorschläge. Kommende Woche habe ich einen Termin in einer Fotoagentur, in dem es unter anderem um dieses Thema gehen soll, und ich bin gespannt auf Eure Argumente.


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8 responses

17 04 2009
DasMaddin

EIngangs eine Frage: Was is MFM?
Ich persönlich habe mich mit Stockfotografie bisher nur so auseinandergesetzt, in dem ich mich bei iStockphoto angemeldet habe.
Bisher sah ich noch kein geeignetes Bild, welches man dafür hergeben könnte. Ich habe aber auch wenig Interesse daran, Fotos zu schießen, damit sie gekauft werden.
Einer meiner Freunde stockfotografiert seit ner Weile und verdient damit tatsächlich wohl auch 300-400 $ pro Monat. Das finde ich schon beeindruckend. Aber er meint gleichzeitig, dass es nur darum geht, das geeignete, gleichzeitig aussagekräftige, aber persönlich wenig kunstvolle und aussagelose Foto zu schießen, um damit Geld zu verdienen. Der Spaß bliebe wohl etwas auf der Strecke.
Ich stecke noch zu sehr in den Kinderschuhen und bin damit beschäftigt, Fotografie zu erlernen, als dass ich mich damit beschäftigen möchte. Schließlich geht es in erster Linie um ein ambitioniertes Hobby.. Nen Beruf habe ich ja (auch, wenn ich da gern raus wollen würd‘).

Das Problem der Preisentwicklung liegt ja klar auf der Hand: Die schier unglaubliche Menge an Fotos läßt die Preise sinken. Und die Qualität ist in einigen, vielleicht sogar vielen Fällen wirklich auch sehr gut. Auch von Hobbyfotografen. Aber da (fast) jeder gern Geld verdienen möchte, fallen die Preise automatisch.

Ich weiß auch noch nicht, ob ich’s beginnen werde. Zumindest ist die naive Vorstellung, dass ich Fotos schieße und die jemand toll findet und für’n Haufen Kohle kauft fast ebenso verschwunden, wie die damalige Hoffnung, als Nachwuchsband den großen Durchbruch zu schaffen.. Nur hoffe ich, dass die Fotografie bleiben wird, während die Band gerade stirbt (www.mylast.de – wen’s interessiert).

Ich hoffe, das passte zum Thema und war nicht zu viel. Hab halt gerade Zeit.. 😉

M.

17 04 2009
felkyo

Hallo Martin, danke für Deine Antwort. Ich habe die MFM (Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing) mal im Beitrag verlinkt, auch zur MFM-Liste, die zur Orientierung für Fotohonorare gern als Referenz genannt wird.
Ich komme später nochmal her, dann werde ich auch etwas ausführlicher ^^
Greetz, Felk

17 04 2009
Wortman

Auch Hobbyfotografen machen teilweise sehr hochwertige Fotos.
Honorare sollten sich an der Qualität des Fotos ausrichten und nicht nach der Person, die das Bild gemacht hat.
Nur weil jemand Fotograf gelernt hat oder „Bildjournalist“ ist, sind die Bilder deswegen nicht unbedingt besser – sprich teurer zu bewerten.

20 04 2009
Teatime

@Wortman
Vom Prinzip her stimme ich Dir zwar zu, aber Du darfst dabei nicht vergessen, dass der ambitionierte Hobbyfotograf oder Amateur normalerweise ein Einkommen neben seiner Fotografentätigkeit hat. Der Profi lebt davon und muss von den Einnahmen auch seine notwendigen Ausgaben bestreiten, die ein Amateur normalerweise gar nicht beachtet. Von daher muss der Profi schon von der Sache her einfach teurer (nicht zwangsläufig besser) sein.

22 04 2009
Michael K. Trout

Wäre ich nicht Geldverdienfotograf, würde ich bei der Frage „… was ist MfM?“ ganz ruhig bleiben. Der Oberknaller ist, daß mir exakt diese Frage von einem „frischen“ Account-Manager einer Bildagentur gestellt wurde. So frisch kann keiner sein – oder besser – wer sein Personal unterbezahlt, kann auch keine überproportionalen Leistungen erwarten. Willkommen in der Wunderwelt der Bildagenturen.
Ich beliefere nur noch eine (in Zahl tatsächlich 1) Agentur, wenn die mir eine klar umrissene Detailanforderung gibt. Produktionen extra für Agenturen mache ich schon seit 3 Jahren nicht mehr. Exklusivität wird max. 6 Monate gewährt. Wenn bis dahin kein Verkauf stattgefunden hat, geht mein Bild eben auf die Reise.

Nicht nur Agenturen handeln hart – auch gute Fotografen machen das. Im Grunde erpressen wir uns gegenseitig und die Amateure spielen den Puffer. Solange das gut geht, hat jeder seinen Spaß. Aber schon heute sind die meisten Profis die ich kenne eher auf Agenturverweigerung eingestellt. Auf Amateure wird mehr Druck ausgeübt und die Fotografen, die schon lange im Geschäft sind, haben sich andere Einnahmequellen erschlossen. Ob da noch einer auf Anforderung zurückkommt, ist „nur“ eine Preisfrage. Einfache Spielregeln.

Lösungsvorschläge? Warum soll hier über Lösungen diskutiert werden? Die Lösungen sind schon 50 Jahre alt und haben immer funktioniert. Zumindest muß eine Aufwandsentschädigung erfolgen. Zeit, Material und geistiges Eigentum müssen honoriert werden. Das ist die Entlohnungsbasis. Wer sich unter Wert verkauft … also bei den Cent-Agenturen … macht mit jedem verkauften Bild Minus.

Das Qualitätsgesäusel „ein Profi muß nicht zwangsweise bessere sein …“ kann ich auch nicht mehr hören. Über was reden wir denn? Schwanzvergleiche zwischen 400d-geh-spielen und Mark-xyz? Klar, Standardbilder mit Bussi-Bussi-Motiven kann ich auch mit der AGFA Clack machen. Aber davon gibt es schon ein überreichliches Angebot. AGFA Clack-Bilder sind übrigens eine echte Marktlücke … mal so als Geheimtipp unter uns 😉

29 07 2009
Die MFM Liste Bildhonorare ist online abrufbar : Fotografr

[…] Via fotoleute Wenn Dir dieser Artikel gefällt, abonniere FOTOGRAFR doch einfach per eMail oder RSS […]

21 11 2009
Perfektion? Passen die Fotos die wir gezeigt bekommen eigentlich zum Inhalt? « Tobi goes Web 2.0

[…] Eine interessante Diskussion zum Thema Stockfotos gibt es im Fotoleute Blog. […]

6 07 2010
Wioleta

sehr interessanter Artikel! Wenn du deinen Artikel in dem Photoshop Magazin (auf der Seite: http://photoshop-magazin.net/) veröffentlichen möchtest, sag Bescheid! Es wäre toll, wenn die anderen von deiner Arbeit erfahren könnten. Lass den anderen die Ergebnisse deiner Arbeit sehen!!

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